REQUIEM for a FOREST

Ein Projekt von Nathalie Larquet in Zusammenarbeit mit den timefellows Julie-Anne Stanzak, Scott Jennings, Pawel Malicki und Ophelia Young.

REQUIEM FOR A FOREST

TANZKUNST DIE ERSCHÜTTERT UND BEWEGT…

Und doch Hoffnung verleiht – Seit dem 27. Juni und noch bis zum 5.Juli zeigt der Neue Kunstverein Wuppertal  in seinen Räumen die Installation der Choreografin und Filmemacherin Nathalie Larquet mit dem Titel „REQUIEM FOR A FOREST“.

Der Ausstellungsraum wird zu einem immersiven Erinnerungsraum – einer Art Echoraum. Eine großformatige LED-Installation zeigt die Tänzer:innen inmitten des sterbenden Waldes. Die Aufnahmen kontrastieren mit der ebenfalls zu sehenden Installation „AHNUNGEN“ der sich über verschiedene Zeitpunkte erstreckt, beginnend mit einem tänzerischen Dialog mit einem Wald in voller Blüte, endend schließlich als kontrastierende Aufnahmen einer Geisterlandschaft.

Zu sehen ist auch die kurze Split-Screen Installation THE INVITATION, die ebenfalls in diesem Wald gedreht wurde und ursprünglich Teil des UNDERGROUND VII Abends des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch im Skulpturenpark-Waldfrieden war.

In den Filmen begegnet der Zuschauer den vier herausragenden Interpretinnen und Interpreten: Julie Anne Stanzak, Ophelia Young, Scott Jennings und Pawel Malicki. Sie alle verkörpern nicht allein die Tanzkunst auf höchstem Niveau, sondern überzeugen in jeder Sekunde mit ihrer Präsenz, Imagination und Authentizität.

Dieses hier gemeinsam zu sehende, sich ergänzende Werk aus drei Installationen, ist nicht nur ein Klagelied für einen bestimmten Wald. Es ist eine Reflexion über das Verschwinden von Landschaften – und darüber, wie Körper, Kunst und Erinnerung Orte bewahren können, die es nicht mehr gibt. In einer Zeit ökologischer Krisen stellt „Requiem for a Forest“ die Frage: Wie trauern wir um das, was verloren ist? Und kann der Tanz – als vergängliche Form – ein Archiv dieses Verlustes werden?

Larquets interdisziplinäre Praxis an der Schnittstelle von Tanz, Film und Rauminstallation lädt das Publikum ein, nicht nur zu verstehen, sondern zu empfinden – und vielleicht neu zuzuhören, was noch da ist.

Aber es sind nicht nur die Bilder, die beeindrucken, es sind auch die Texte, die während diesen Arbeiten entstanden sind, so auch in THE INVITATION. Hier ist es Julie Anne Stanzak, die aus einem Dialog mit dem Text von Oriah Mountain Dreamer eine poetische Folie entwickelt, die sie rezitiert.

Die Worte aus „I am a moment“ (and so many others) treffen oft punktgenau die erschütternden Bilder der REQUIEM-Installation oder kontrastieren sie. Dieser Text, gesprochen und entwickelt von Ophelia Young, der allen diesen Projektionen simultan zu Grunde liegt,  ist ein fiktiver, vierfacher Dialog, mit erdachten Wesen, der den Bildern aus zerstörten Wäldern eine zusätzliche und tiefe psychologische Ebene verleiht.

Der Neue Kunstverein Wuppertal hat der Künstlerin einen eindrucksvollen und zugleich intimen Rahmen für ihr REQUIEM FOR A FOREST geschaffen, auch Dank der Unterstützung der Wuppertaler Firma „INNLIGHTS-displaysolutions“, die hierfür eine hochauflösende grosse LED-Wand bereit gestellt hat. Die Rauminstallation der Künstlerin, die Elemente der Projektion in den realen Raum überträgt, erzeugt eine Sogwirkung für die Zuschauenden. Aus einem hochglänzenden schwarzen Tanzteppich ragt ein verkohlter schwarzer Baumstumpf empor, rote Bänder wie Blutbahnen durchziehen die Bilder der Projektion ebenso wie den Boden, der das Geschehen reflektiert und die Zuschauenden Teil desselben werden lässt, die auf schwarzgrauen Sitzkissen und -blöcken in Bilder und Texte eintauchen können.

Unbedingt sehenswert! Nur noch bis zum 5.Juli. Donnerstag und Freitag von 17 bis 20 Uhr und zum Abschluss am Samstag von 15 bis 18 Uhr in der Hofaue 51 in Wuppertal.

 

 

 

 

 

 

 

EPILOG

Im Jahr 2019 begann sich etwas zu verändern.

Der Wald – jener, durch den ich Woche für Woche mit meinem Pferd gelaufen war – verlor allmählich seine Farbe. Als würde er von innen heraus verblassen. Jeden Tag ein wenig blasser. Jede Woche ein wenig stiller.

Dann kamen die Geräusche. Kettensägen. Aggressiv. Unaufhörlich.

Sie schnitten durch den Gesang der Vögel, durchbohrten den Wind.

Eines Morgens blieb mein Pferd plötzlich stehen. Auf dem vertrauten Weg. Es weigerte sich weiterzugehen. Es war eindeutig: Es wollte nicht mehr hinein.

Und ich habe nicht gedrängt.

Die Bäume fielen – einer nach dem anderen. Die hölzernen Riesen, die ich kannte – gefällt.

Das Moos, das mein Pferd mit Wonne einatmete – verdorrt.

Zurück blieben tote Äste, trockene Rinde, verstreut über dem Waldboden wie Hautfetzen nach einer Schlacht.

Nie hätte ich gedacht, einen Wald sterben zu sehen. Doch in nur zwei Jahren war er verschwunden.

Ein Jahr zuvor hatte ich dort noch gefilmt. Mit Julie Anne Stanzak. Der Wald lebte noch. Üppig.

Voller Flüstern, voller Seelen.

Heute sind die Bilder von damals ein Archiv. Ein Zeugnis. Ein Beweis dafür, dass diese Schönheit existiert hat.

Mit dieser Videoinstallation spreche ich vom Wandel der Natur, vom Klimawandel, vom lautlosen Verschwinden der Welt. In der Hoffnung, etwas in uns zu wecken. Vielleicht ist der Wald nicht ganz verloren – solange wir uns an ihn erinnern.

 

 

 

 

 

 

 

Förderer & Unterstützer

REQUIEM for a FOREST wurde mit freundlicher Unterstützung des Kulturbüros Wuppertal realisiert und entstand teilweise in Zusammenarbeit mit dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch im Rahmen von UNDERGROUND VII – ein besonderer Dank gilt Matthias Louis.

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